Bei mir waren durch eine Fehlkonfiguration tausende Bilder (.jpgs) von meinem Androidtelefon gelöscht worden. Zum Glück lagen sie auf einer microSD-Karte. Um sie zu retten brauchte es daher nur einen Kartenleser (ich kaufte diesen von Hama) und ein Linuxsystem. Unter Linux installierte ich foremost:
sudo xbps-install foremost
Dann musste ich die Karte einstecken, aber nicht mounten. Ich schaute, welches Gerät unter /dev/sd* hinzugefügt wurde, bei mir war das /dev/sde samt einer Partition unter /dev/sde1. Die konnte ich von foremost durchsuchen lassen:
sudo foremost -v -t jpg -i /dev/sde1
Das packte etwa 2000 Bilder in den Ordner output/jpg/. Dann wiederholte ich das in einem zweiten Ordner, aber mit dem Parameter -d
:
sudo foremost -v -d -t jpg -i /dev/sde1
Aus der Manpage:
-d Turn on indirect block detection, this works well for Unix file systems.
Und tatsächlich, das stellte soweit ich sehen konnte gleich alle verloren geglaubten Bilder wieder her, über 5000.
Ein paar Anmerkungen:
- Das hat nur funktioniert, weil die SD-Karte im portablen Modus war. Frühere Androidversionen konnten sie stattdessen auch in das System integrieren, dabei wird sie wohl verschlüsselt, auf jeden Fall war auf einer solchen in meinem Test keine Bilder auffindbar.
- Wären es nicht .jpgs gewesen, hätte foremost wahrscheinlich trotzdem geholfen, es unterstützt einige weitere Formate.
- Wären die Bilder auf dem internen Speicher des Telefon gespeichert gewesen, hätte ich keine Möglichkeit gekannt sie wiederherzustellen. Denn auf den kann nicht als Blockgerät zugegriffen werden.
- Es gibt im Playstore zwar eine ganze Reihe von Anwendungen, die das Wiederherstellen von Bildern direkt auf dem Telefon versprechen. Die können aber nicht funktionieren, weil diese Apps keinen Zugriff auf die rohen Blöcke des Speichermediums haben. Stattdessen durchsuchen sie wohl alle gespeicherten Dateien, und weil viele Systeme dem Nutzer unbekannte integrierte Papierkörbe haben finden die Apps dann manchmal Bilder wieder, ist meine Theorie. Aber im Grunde sind sie eine Betrugsmasche.
- Weil es um diese rohen Blöcke geht, die beim Löschen übrigbleiben, ist es wichtig so schnell wie möglich die Karte aus dem Telefon zu entfernen bzw es auszuschalten. Werden die Blöcke überschrieben sind sie weg, und genau das würde im normalen Betrieb nach einer Weile passieren.
- Meine vorherige Backupstrategie war das Spiegeln der Bilder mittels Syncthing. Doch genau daher kam das Problem, eine Fehlkonfiguration von Syncthing beim Einrichten eines neuen Telefons löschte die alten Bilder auf allen synchronisierten Geräte. Was das zweite mal ist, dass Syncthing mir durch eine unklare Konfiguration beinahe Daten stiehlt. Ich werde die Software jetzt aufgeben - technisch funktioniert sie, aber die Usability ist zu schlecht.
- Dabei war die Synchthingstrategie eigentlich nahe an einem echten Backup, denn normalerweise war das Backuptelefon aus, nur gelegentlich wurde die Sicherung übertragen. Das Löschen der Bilder wäre also nicht synchronisiert worden. Doch weil ein neues Telefon einzurichten war, waren ausnahmsweise alle Geräte zeitgleich an.
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